Klima

Es haben harte Zeiten begonnen – der Klimawandel.

Die lang anhaltende Trockenheit sorgt für schauerliche Anblicke - das Feld gleicht einer Halbwüste

Wir haben folgendes beobachtet: seit Anfang April bis Ende November 2018 insgesamt weniger als 20 mm Niederschlag, verteilt auf kleine Ereignisse im Abstand von ca. 3 Wochen. Ohne künstliche Bewässerung sieht es auf unserem Acker aus wie in einer Halbwüstenregion.

Als extrem widerstandfähig zeigen sich Wildpflanzen wie Melde, Ackerspörgel, Windenknöterich, Hühnerhirse, Kanadisches Berufkraut, Sonnenblumen. Alle anderen Kräuter und Gräser, selbst trockenheitstolerante, sind inzwischen verdorrt und nicht einmal wie üblich, am Boden zersetzt worden, sondern sie bestehen in ihrer Struktur über Wochen hinweg weiter und nehmen teilweise die Farbe von grauer Asche an. Auch die als widerstandfähig genannten sehen inzwischen schlapp aus.

Von den Bäumen und Büschen vertrocknen zuerst die Ebereschen, Holunder und Birken. Kiefern und Eichen auch, nur sieht man das nicht so schnell. Wenn auf den Bildern komplett grüne Eichen zu sehen sind, liegt das daran, dass sie von uns massiv Wasser erhalten haben. Oder es liegt an der eigenen Strategie der Bäume, dass manchmal mehrere ringsum vertrocknen, aber mittendrin einer grün bleibt. Insgesamt ist der Wald licht und still geworden ohne Kräuter, grünes Unterholz und Vögel.

Nur wenige Arten zeigen sich extrem widerstandsfähig gegen die Dürre

Ja, wir als Bauern klagen natürlich zuerst über Futtermangel für die Tiere, der ist auch ein großes Problem. Wir möchten jedoch ausdrücklich die Aufmerksamkeit darauf lenken, dass um uns herum gerade nicht nur wir Menschen mit unserer gewohnten Landbewirtschaftung leiden, sondern auch und vor allem die Natur: die Muscheln am trocken fallenden Elbstrand, die Igel ohne Schnecken, die Kröten ohne feuchte Schlupfwinkel, die Schwalben mit knapp Insektenfutter, Schmetterlinge ohne Tautropfen, Greifvögel ohne Mäuse – und das sind nur ein paar Beispiele, die wir bemerken, weil wir sie (nicht mehr) sehen. Unglaublich viele Mitgeschöpfe, Pflanzen und Tiere und Pilze, sterben derzeit um uns herum. Der Waldboden staubt und stinkt nach giftigem Schimmel, anstatt zu duften. All das schmerzt sehr und macht uns Angst.

Wir haben in diesem langen Sommer JEDEN TAG draußen verbracht, die Schweine und soweit wir es schaffen konnten, Pflanzen mit Wasser versorgt. Von Sonnenaufgang bis -untergang, mindestens einer von uns war immer (auch in der Mittagshitze) unterwegs. Wir spüren die Stimmungen in der Natur und die Änderungen darin intensiv. Denn wir sind auch sonst, bei anderem Wetter, fast immer draußen, dies bringt unsere Freilandhaltung mit sich. Und genau deshalb trauen wir uns die Einschätzung zu, dass es sich bei diesem langanhaltenden Witterungsphänomen um etwas bedrohlich Großes handelt, was letztendlich stärker sein wird als wir Menschen und Bäume. Unsere Natur des gemäßigten Klimas wird solche extremen Ereignisse nicht lange bzw. nicht oft vertragen.

ein stiller, vertrocknender Wald, ohne grünes Unterholz und Vögel

Und dann?

Uns treiben zwei große Fragen um:

Wie schnell wird das gehen, dass unsere Wälder verschwinden? Und wie werden wir das ertragen können?

Wie lange werden wir Bauern, konkret auf solchen armen Böden wie bei uns hier, wie lange werden wir solche Felder beregnen dürfen, wenn das Wasser wiederholt knapp wird? Lohnt es sich überhaupt, teuer zu investieren, um sich auf Dürreperioden einzustellen?

Die lokale Entwicklung bis Ende Februar 2020:

Am ersten Advent 2018 säten wir Futtergräser, in der Hoffnung, dass sie sich über einen milden feuchten Winter hinweg zu einem Bestand etablieren können. Das klappte nur bedingt, bis Ende März 2019 fielen 205 mm Niederschlag, danach jedoch bis Ende September nur 268 mm Regen verteilt auf so kleine Portionen, dass das Gras oberflächlich zwar grün blieb, aber ein normaler Zuwachs an Futtermenge nicht stattfand. Der Boden war über den Sommer 2019 hinweg nie mehr als 5 cm durchfeuchtet, von unten her fehlte vor allem für die Bäume weiterhin das Wasser. Laut Daten des UFZ war der Boden bis 1,80 m Tiefe ausgetrocknet.

Momentan (Stand Ende Februar 2020) sind Sandböden in unserer Gegend wieder bis ca. 1,20 m durchfeuchtet, schwere Lehmböden jedoch erst 40 cm. Lokal fielen bei uns von Oktober 2019 bis jetzt 260 mm Regen. Unsere ersten Futtersaaten sind seit Anfang Februar gesät und keimen vielversprechend. Bleibt das Frostrisiko. Vielleicht brauchen wir zukünftig mehr kälteverträgliche, weniger lichthungrige Nutzpflanzensorten, um die Feuchtigkeit im Winter besser auszunutzen?

Stand der Dinge im August 2023:

Im Jahr 2021 reichten die Niederschläge geradeso aus, um auf Teilflächen in manchen Perioden einen Grünfutteraufwuchs zu etablieren. Das Jahr 2022 wiederum gestaltete sich so trocken, dass wir sogar auf Neuansaaten verzichtet haben. Im Frühjahr 2023 trat etwas Entspannung ein, etwas Frühjahrsfeuchtigkeit und neue Ansaaten waren vielversprechend, wurden aber ab Mai durch Hitze und Trockenheit dahingerafft, denn im Boden waren keine nachhaltigen Wasservorräte, damit die Pflanzen hätten durchhalten können. Ab Juli 2023 fällt einigermaßen regelmäßig etwas Regen, wir haben große Flächen neu ausgesät und hoffen auf Entspannung.

Das Fazit der letzten 5 Jahre ist jedoch frustrierend, die Trockenheit und Hitze erschweren sehr die Umsetzung der Idee, Schweine draußen zu halten und ihnen Grünfutter zum Selbersuchen zu bieten. Wir sind nicht sicher, wie lange wir das noch durchhalten. Baumreihen auf der Fläche sind in Planung, um Schatten zu bieten und den Wasserhaushalt in der Landschaft langfristig günstig zu beeinflussen. Wer Lust hat, uns beim Pflanzen zu unterstützen, melde sich bitte gern!